Waldeckische Landeszeitung Dienstag, 9. September 1980

Motorrad-Club erstellte Clubheim

Bemerkenswerte Eigenleistung der Motorrad-Fans – Viel Ideenreichtum

Die Einweihung des Vereinsheims soll mit einem Fest am zweiten Septemberwochenende begangen werden: Beginn ist am Freitagabend in geschlossener Gesellschaft. Eingeladen sind der Magistrat der Stadt Waldeck und alle örtlichen Vereine. Am Sonnabend und Sonntag steht dann das Clubhaus für alle Bürger zur Besichtigung offen. Für die Besucher wird auf dem Festplatz ein Zelt aufgebaut, sie können sich bei Spezialitäten vom Grill und Getränken stärken. Die Rock’n Roll Gruppe „Stoned“ aus Kassel spielt Rock der sechziger Jahre, am Samstagabend tritt auch der Korbacher Elvis „Ted“ auf. Der Höringhäuser Motorrad-Club hat zu dieser Veranstaltung neben vielen anderen Motorrad-Fans auch den bekannten Gespann Fahrer Erich Schuster aus Aachen eingeladen. Eine Motorrad Ausstellung am Sonntag ist der Höhepunkt für alle Motorrad-Interessierten: Ausgestellt werden, neben den Maschinen der Clubmitglieder, AME Shopper – insgesamt ungefähr 30 Motorräder. Aufnäher und Sachen rund ums Motorrad können dort gekauft werden. Am Sonntagabend klingt das Fest bei gemeinsamer Unterhaltung aus.

Eigenleistung bis zur Durchführung
Von den planenden Vorbereitungen bis zur Durchführung haben die Mitglieder des Motorrad-Clubs Höringhausen alles in Eigenleistung erbracht. Eine bemerkenswerte Leistung. Nach langen Querelen um eine neue Bleibe für die Motorradclub-Mitglieder fand man endlich einen Platz, der allen Anforderungen gerecht war. Das 2000 m² große Grundstück am Ortsausgang in Richtung Sachsenhausen wurde dem Motorradclub in einem Erbpachtsvertrag über 33 Jahre von der Stadt W aldeck überlassen. Nachdem die Bauplatzfrage gelöst war, begannen die Clubmitglieder sofort mit den Vorbereitungen:Noch im Herbst 1978, genau am 11.11., wurde der erste Spatenstich getan. Die Begeisterung und das Interesse für den Neubau waren zu Beginn der Arbeiten groß, wegen der schlechten Witterung mussten die Rohbauarbeiten während des ersten Winters aber für drei Monate eingestellt werden. Im Frühjahr ’79 verpflichtete sich jedes Clubmitglied zu drei freiwilligen Arbeitsstunden pro Woche am Bauvorhaben. Nach dieser über Übereinkunft ging die Arbeit dann wieder zügig voran. Am 5. Juli war ein erstes Teilziel erreicht: Pfingsten feierten die Mitglieder des Motorrad-Clubs Richtfest. Stolz sind alle Helfer auf ihre Arbeit an dem Bau. Sie haben alle Balken eigenhändig hochgehievt und die Ziegeln auf das Dach befördert. Bereits im zweiten Jahr nach Baubeginn wollen die Motorrad-Fans ihr Clubhaus einweihen: Nachdem die Arbeiten im Frühjahr 1980 etwas schleppend an liefen, wurde in den letzten Wochen tatkräftig Hand an den Bau angelegt, um ihn rechtzeitig zur geplanten Einweihung fertigzustellen.

„Die Jungs haben etwas geschafft“
Um ihr Wunschobjekt zu ermöglichen, mussten die Motorradclub-Mitglieder ihren Verein mit 35.000 Mark belasten. Nachdem das Geld verbraucht war, baten die fleißigen Freizeithandwerker um einen Zuschuss bei der Stadt Waldeck, der dann auch sofort gewährt wurde: Schon nach einer Woche half die Stadt mit 5000 Mark. Im März 1980 besichtigte dann der Magistrat der Stadt Waldeck die schon fortgeschrittenen Arbeiten am Clubhaus. Volle Anerkennung fand die Leistung der Clubmitglieder bei den Mitgliedern des Magistrats. Bürgermeister Erich Dreyer: „Wir haben alle unser Lob ausgesprochen, weil hier Jugendliche etwas geschaffen haben, denen sonst viel Negatives nachgesagt wird.“ Bürgermeister Dreyer stand im Projekt der Motorradclub-Mitglieder von Anfang an bereitwillig gegenüber; man müsse den „Jungs eine Chance geben“. Was die Motorradfans aus dieser Chance gemacht haben, könne sich wirklich sehen lassen. Für 9000 Mark wurde dann im Juli 1980 noch der Weg zum Clubhaus von der Stadt verbreitert und mit Kies aufgeschüttet.

„Universalgenies“ mit Einfallsreichtum
Für die vier gelernten Elektriker, zwei Stukkateure und einen angehenden Ingenieur unter den Clubmitgliedern war es oft nicht leicht, alles den Vorstellungen gemäß zu erledigen. Jedenfalls, so ein Clubmitglied, habe die Arbeit alle Helfer zu „Universalgenies“ gemacht. Ideen- und Einfallsreichtum hatten die Männer und Frauen des Motorradclubs, das muss man ihnen lassen. Eine schöne Theke und der Kamin in einem Raum des Clubheims zeugen von den vielen Arbeitsstunden, die dahinter stecken. Neben diesem Zimmer enthält das Gebäude Küche, Toiletten und ein Schlafraum für Gäste, der eingerichtet wurde, damit motorisierte Besucher nicht noch am späten Abend nach einer Feier die Heimfahrt antreten müssen. Ein zukünftiges Sitzungszimmer soll ebenfalls eingerichtet werden. Die Mitglieder des Motorrad-Clubs Höringhausen danken allen Firmen, die bei der Planung mithalfen und die im Verlauf der Bauzeit auch immer wieder Maschinen und Material zur Verfügung stellten. Natürlich gilt der Dank auch allen örtlichen Vereinen, den kommunalen Gremien und den Einwohnern Höringhausens für die materielle Unterstützung, die ihnen beim Bau des Heimes zuteil wurde.

1977 erste eigene Veranstaltungen
Der Motorrad-Club Höringhausen wurde im Oktober 1971 von Motorrad-Freunden gegründet und fand dann rasch mehr Anhänger. Mit der Gründung wurde gleich die erste Clubhütte aufgebaut. Im März 1974 schloss sich der Motorrad-Club Ittertal den Freunden in Höringhausen an, so dass sich die Zahl der Mitglieder für eine einige Zeit auf 44 erhöhte. Im Frühjahr 1976 lösten sich die Ittertaler wieder vom Motorrad-Club Höringhausen. Seit 1977 zieht der Club auch eigene Veranstaltungen auf: Nach der Gründung der Sportabteilung im Frühjahr fand 1977 die erste Clubmeisterschaft statt. Beim Geschicklichkeitsparcours wurde in der Nähe der Clubhütte der erste Clubmeister ausgefahren. Erstmals 1977 und dann in den darauffolgenden Jahren regelmäßig initiierte der Motorrad-Club sein traditionelle Sommerfest mit einer Motorradausstellung. Und in diesem Jahr wurde dann aus der mehr oder weniger losen Gemeinschaft der Motorradfahrer ein eingetragener Verein. Ein rundes Programm veranstaltet in der Club 1978: Clubmeisterschaft, Sommerfest, Schlachteessen und Filmabend. Im Herbst 1978 wurde dann der Bau des neuen Clubheims aktuell, nachdem die Mitglieder nicht mehr so recht wussten, wo ihre Treffen stattfinden sollten. Im Dezember 1977 war ihr altes Clubheim am Buchholz abgebrannt. Die Ursache des Brandes konnte nie geklärt werden.

Viele Aktivitäten für die Zukunft
Während der Bauzeit ihres Clubheims mussten die Motorradclub-Mitglieder ihre sonstigen Aktivitäten natürlich erheblich zurückstecken – das soll aber in Zukunft wieder besser werden. Die zahlreichen Fahrten zu Rennveranstaltungen werden fortgesetzt. Neben den vierteljährlichen Versammlungen werden regelmäßig eingeführt: Für neue Clubmitglieder findet die „Taufe“ in Beverungen bei Höxter statt. Auch einmalig in Höringhausen: bei einem Unfall innerhalb Deutschlands zahlt der Club die Kosten für den Rücktransport. „Für ein Clubmitglied muss ich der Beitritt zum Verein auch irgendwie auszahlen,“ begründet ein Motorradfahrer die gemeinsame Übereinkunft.